Demenzerkrankungen scheinen häufiger bei Frauen als bei Männern aufzutreten. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass sich diese ungerechte Entwicklung bei den Frauen durch Schwangerschaften aufhalten lässt. Mit anderen Worten: Bei Frauen, die einmal oder mehrmals schwanger waren, scheint sich das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung zu reduzieren.
Es wird angnommen, dass ein entsprechender Östrogenspiegel sowie spezielle Anpassungen des Immunsystems während einer Schwangerschaft mit ausschlaggebend sind. Sicherlich sind Frauen auch allein aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung und anderer geschlechtsspezifischer Eigenschaften häufiger von einer Demenz betroffen als Männer. Doch die Anzahl der Schwangerschaften und die Dauer der fruchtbaren Phase scheinen außerdem einen wichtigen Einfluss auszuüben.
Gemäß Expertenaussagen auf dem internationalen Kongress der Alzheimer’s Association (AAIC) in Chicago verringert sich das Risiko, von einer Alzheimer-Erkrankung betroffen zu sein, bei dreifachen Müttern um 12 % im Vergleich zu kinderlosen Frauen. Fehlgeburten bewirken jedoch das Gegenteil: Mit jeder Fehlgeburt erhöht sich das Risiko um 9 %.
Je länger Frauen in einer fruchtbaren Phase sind, desto mehr reduziert sich außerdem das Risiko für eine Demenz. Befanden sich Frauen in ihrem Leben weniger als 30 Jahre in einer fruchtbaren Phase, das heißt in der Zeit zwischen erster Regelblutung und Eintritt in die Menopause, so war die Gefahr, an einer Demenz zu erkranken um etwa 33 % erhöht im Vergleich zu Frauen, deren reproduktive Phase länger als 30 Jahre anhielt.
Um diese Ergebnisse wissenschaftlich zu festigen, sind weitere Studien notwendig.
T. Müller
Demenz bei Frauen. Schwangerschaften scheinen vor Alzheimer zu schützen
Springer Med., online first
7/2018